Vielheit und Einheit der Germanistik weltweit Warschau, 30. Juli - 07. August 2010 Die Arbeit im Kongress findet in Sektionen statt, die sich in Kurzbeschreibungen vorstellen. Alle Interessenten sind aufgerufen, sich mit Referaten zu beteiligen, um als Vertreter ihres Landes ihre speziellen Forschungsinteressen zur Sprache zu bringen und so den internationalen Austausch aktiv zu fördern. Auch Nichtmitglieder sind als Referenten zugelassen. Die Frist für das Einreichen von Vorschlägen für Referatsthemen läuft am 15. September 2008 ab. Bitte senden Sie Ihre Anmeldung per mail an die jeweilige Sektionsleitung, die über die Themen beraten wird, sowie an das Warschauer Büro (Homepage, Formblatt "Anmeldung von Vorträgen"). Den Referierenden steht eine Sprechzeit von max. 20 Minuten zur Verfügung. 21. Globalisierung - eine kulturelle Herausforderung für die Literaturwissenschaft? Germanistische Abgrenzungen. Leitung: Hartmann, Regina (Szczecin / Stettin, Polen; e-mail: prof_dr_hartmann@web.de) Ko-Leitung: Bohnen, Klaus (Aalborg, Dänemark); Ernst Ulrich Pinkert (Aalborg, Dänemark) Die derzeit allgegenwärtige Kontroverse um die im Kontext der Globalisierung gehandelten Zukunftsperspektiven ist unüberhörbar. Zwei Visionen stehen sich gegenüber: Die durch Technik und Ökonomie synthetisierte Weltgesellschaft nivelliert auch nationale bzw. regionale Eigenheiten zu einer einheitlichen Weltkultur. Wo es noch Restbestände alter Prägung gibt, sind diese nicht auf der Höhe der Zeit, will heißen, auf der des historischen Auflösungsprozesses. Die alternative Vorstellung geht dagegen davon aus, dass der Globalisierungsprozess ganz im Gegenteil Partikularitätsbestrebungen, d. h. ein Beharren auf nationaler / regionaler kultureller Identität hervorbringt, die im extremsten Fall ihres Aufeinandertreffens zu einem clash of cultures führen kann. Was geschieht beispielsweise - um einen Aspekt herauszugreifen - mit der kulturellen Identität von Minderheiten, die diesem komplexen Geschehen keine ausreichende Wirtschaftskraft entgegenzusetzen haben; werden sie einfach vom ökonomischen Assimilierungsdruck platt gemacht, so dass das "cultural mapping" eine triste Einheitslandschaft zeigt, die in den Grenzen von McDonald's abgesteckt ist? Für die literaturwissenschaftliche Forschung der Germanistik stehen daher in diesem Rahmenthema Schwerpunktkomplexe im Zentrum, die die Gestaltung von Identitätsbewusstsein - als Öffnung bzw. Abgrenzung anderen Kulturen gegenüber - untersuchen; dabei ist auch ein Rückgriff auf das Vorfeld dieser Entwicklung vor 1945 plausibel. - nationale und kulturelle Identität im literarischen Diskurs seit der Moderne - Grenze - Grenzverschiebungen: geographische und mentale Grenzen als ein literarischer Topos, als Motiv, literarischer Ort von Symbolkraft etc. - "in-betweenness" (Homi K. Bhabka), das Leben zwischen zwei Kulturen in einem 'dritten Raum' in literarischer Gestaltung (z. B. türkische Migrantenliteratur in Deutschland, Literatur osteuropäischer Migrant/innen, Fremd- und Selbstbilder, nationale / ethnische Stereotype etc.) - transkulturelle Kommunikation im Medium der Literatur ( so auch Übertragung literarischer Werke in andere Sprachen, deren Rezeption / Wirkung; die Bedeutung von Distributionsweisen: z. B. von Verfilmungen) - die Macht des Lokalen in einer Welt ohne Grenzen und ihr Reflex in der Literatur (Städte als Literaturzentren u. ihre Ausstrahlung in Distributionsräume, die Ambivalenz von Stadtdarstellungen als Orte der Heimstatt oder Dekadenz, Stadt als Erinnerungsort etc.) - Ort, Raum, Sozialraum: Gestaltung von kulturellen Bedeutungswelten in der Literatur (beispielsweise im autobiographischen Erinnern; künstlerische Mittel wie die semantische Aufladung von Landschaften, Authentizität versus Fiktion u. a.) - zum Stellenwert von sog. Regionalliteratur - als Artikulation einer Antiglobalisierungshaltung? ( das Definitionsproblem von Regionalliteratur; Region gleich Provinz? Provinzialität der Regionalliteratur? Erzählregionen in der Literatur, so auch Heimat-Imaginationen) |